Mittwoch, 3. März 2010
Wo trifft man eigentlich die schönen Männer?
Den Abend allein verbringen bei einem guten Glas Wein, mit dem Laptop auf dem Schoß, darunter eine Decke und ein wenig die Seele baumeln lassen. Das könnte der Auftakt zu einem gemütlichen Abend sein, dachte sie und kuschelte sich tiefer in die Decken.

F. saß gemütlich da schlug ihren Laptop auf, machte es sich im Ohrensessel bequem, schaltete Musik an und nippte am viel zu vollen Glas.

Fifth of Beethoven, interpretiert von Walter Murphy and the Big Apple band, genau die richtige Mischung an Musik.

Während des Wartens auf das Internet, was immer ein bisschen dauerte bei den dicken Berliner Altbauwänden, dachte sie nach was sie eigentlich erleben wollte. Was sie sich versprach von diesem Experiment. Ein Mann kennen lernen, kein Geld dafür bezahlen, gut soll er aussehen, aus der Nähe kommen und ungebunden sein. Die eierlegene Wollmilchsau fiel ihr da ein. Die inzwischen auch einen Wikipedia Eintrag hatte, wie sie bald feststellte. Nein, Mann muss er auch noch sein, seinen eigenen Willen haben, STOP, sie suchte doch keinen Hund.

Schon die erste Seite auf der sie sich anmeldete ernüchterte sie trotz des zweiten Glases Wein. Ein bisschen fühlte sie sich als würde sie ein Auto kaufen oder eine Wohnung mieten, denn die Seiten nannten sich irgendwie alle ähnlich.

Sie war kaum 10 Minuten angemeldet, da füllte sich ihr Bildschirm und 10 Fenster sprangen auf einmal auf und gefüllt waren sie mit dem Wort "Hallo".

Beim durchschauen entdeckte sie, dass so ziemlich alle männlichen Wesen die online waren mit Bild nicht ihrem Beuteschema entsprachen.

Sie waren oft mehr als 20 Jahre älter, out of shape, ungepflegt und oft schrieben sie einfach nur langweiliges Zeug.

Na gut, dachte sie und schrieb sich ein wenig mit ein paar Herren der Schöpfung.

"Suchst Du Spass?" schrieb man ihr oft. Sie ließ es sich ein paar Mal definieren, aber Sex, denn das war mit "Spaß" gemeint, wollte sie wirklich nicht mit ihren Chatpartnern, denn auch nach dem dritten Glas Wein wurde keiner dieser Männer schön. Auch so angeheitert waren ihre Sätze länger, richtiger und besaßen alle nötigen Satzzeichen. Ich muss aufhören mit dem Wein, sonst werde ich ehrlich, dachte sie. Statt ehrlich zu sein war sie einfach nur ernüchtert.

Wo sind all die schönen Männer hin, fragte sie sich. Dann schloss sie den Laptop für heute und ging ins Bett.

Amalia für F.